Es ist eine Binsenweisheit, dass der Straßenverkehr gefährlich sein kann. Jedes Kind wächst mit den Warnungen der Eltern auf, immer auf die Autos aufzupassen, wenn es auf die Straße tritt. Es scheint völlig normal zu sein, dass unser Leben im öffentlichen Raum ständig in Gefahr ist. Die Gesellschaft nimmt die vielen Opfer in Kauf, weil der reibungslose Autoverkehr wichtiger angesehen wird als Menschenleben. Wir von autofrei leben! wollen das nicht akzeptieren. Der Preis des Autowahns ist zu hoch, sein Nutzen für die Gesellschaft viel zu gering.
Sie denken, Fahrradfahren sei gefährlich? In letzter Zeit wird besonders intensiv über Radfahrer berichtet, die im Straßenverkehr getötet oder schwer verletzt wurden. Aber ihre Unfallgegner sind immer Autos oder Lkw, manchmal ein Bus. Aber haben Sie schon mal gehört, dass ein Radfahrer jemand anderen getötet hat, weil er ihn angefahren hat? Oder dass ein Fußgänger jemanden so stark angerempelt hat, dass dieser danach schwer verletzt einige Wochen im Krankenhaus liegen musste? Und wie oft hört man von schweren Bus- oder Bahnunfällen? Sie geschehen so selten, dass jeder einzelne eine Schlagzeile wert ist.
Seit Erfindung des Automobils ist der öffentliche Raum zur Gefahrenzone geworden. Vorher stellten andere Menschen das größte Risiko dar. Pferde und Kutschen waren so selten und langsam, dass sie keine nennenswerte Gefahr darstellten. Heute gibt es Autos fast überall und immer, sie sind eine ständige Bedrohung im Kopf und in der Realität.
Seit den 70er Jahren, als die Zahl der Verkehrsopfer ihren Höhepunkt erlebte und jedes Jahr noch über 21.000 Verkehrstote in Deutschland zu beklagen waren, hat sich zum Glück die Situation auf den Straßen nach und nach gebessert. 2010 gab es knapp 3.650 Tote und ca. 371.000 Schwerverletzte im Straßenverkehr, 371 bzw. ca. 65.000 waren Radfahrer, 476 bzw. ca. 30.000 Fußgänger. Busse und Bahnen sind im Vergleich dazu sehr viel sicherer, "nur" 32 Tote und ca. 32.000 Verletzte waren im öffentlichen Verkehr auf der Straße zu beklagen. 146 Tote und 118 Schwerverletzte gab es 2010 durch Schienenverkehrsunfälle (meist an Bahnübergängen). Auf 1 Milliarde gefahrene Kilometer starben 0,8 Bahn-, aber 7,7 Straßenreisende. Und kein einziger Bahnfahrgast starb 2010!
2011 wurde der jahrelange Abwärtstrend bei den Opferzahlen aber leider unterbrochen, sie stiegen wieder um fast 10 Prozent auf über 4.000 Tote und über 390.000 Verletzte an. Die Fachleute streiten sich über die Gründe, aber es ist klar, dass der Autoverkehr eine Gefahr bleibt. Jeden Tag sterben unnötig Menschen, weil die Leute völlig übermotorisiert und meistens viel zu schnell unterwegs sein wollen. Jeder Mord, jede Lebensmittelvergiftung wird zu Recht beklagt, die Täter werden gesucht und bestraft. Über jede Naturkatastrophe wird intensiv berichtet, die Opferzahlen bleiben im Gedächtnis. Millarden Euro werden richtigerweise in die Bekämpfung von Krankheiten geteckt. Aber die Tausenden Verkehrstoten, die jedes Jahr zu Grabe getragen werden, werden kaum erwähnt und hingenommen als notwendige Opfer der Moderne. Autofahrende als Täter haben durch Unachtsamkeit, Alkohol, überhöhte Geschwindigkeit oder sonstwie riskantes Fahrveralten die Unfälle verursacht und damit Menschen getötet oder schwer verletzt. Aber anstatt sie wie Gewaltverbrecher zu bestrafen, sprechen die Medien, spricht die Justiz in der Regel von einem „tragischen Unglück“ – so als wäre der Unfall ein schicksalhaftes Naturereignis und nicht menschengemacht.
Neben den großen Zivilisationskrankheiten – die im Übrigen zum Teil auch auf Bewegungsmangel zurückzuführen sind – und Hunger sind Verkehrsunfälle die häufigste Todesursache weltweit. Nicht Krieg oder Kriminalität sind die größten unnötigen Todesursachen, sondern das Auto. Klaus Gietinger, Autor des Autohasserbuches, rechnet vor, dass seit … xxxxx Menschen weltweit ihr Leben durch Unfälle mit Autos verloren haben.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum der Autoverkehr so unsicher ist, und wie ein besseres Mobilitätssystem aussehen könnte.
"Ich hör nix mehr, ich sehe immer schlechter. Ich kann praktisch nur mehr Autofahren."
--- Leopold Kohr