Autofrei zu leben ist leicht. Schwierig ist nur die Umstellung, wenn man das Auto gewohnt ist und sein Leben abhängig davon eingerichtet hat.
Wir zeigen, wie Sie aus dieser Abhängigkeit herauskommen, und ob Sie besser von heute auf morgen umsteigen, oder Schritt für Schritt.
Sind Sie Auto-süchtig? Bei einer Entziehungskur ist der Sprung ins kalte Wasser oft die wirkungsvollste Möglichkeit sich vor faulen Kompromissen und Rückfälligkeit zu schützen: Wenn Sie es sich zutrauen, verkaufen Sie Ihr Auto einfach oder kaufen kein Neues mehr, wenn diese Entscheidung ohnehin ansteht. Nach anfänglichen „Entzugserscheinungen“ finden Sie einen neuen, autofreien Lebensrhythmus.
Ein allmählicher Ausstieg aus dem Autofahrerleben kann in drei Phasen aufgeteilt werden:
Den Schritt in die Autofreiheit kann nur jede oder jeder Einzelne für sich selbst machen. Wir möchten sie hier motivieren und zeigen, wie es geht. Die Entscheidung, autofrei zu leben, wirkt sich tiefgreifend auf die unmittelbaren Lebensbedingungen aus. Unterschätzen Sie nicht den Gewöhnungs- und “Suchtfaktor”, die emotionale Bindung, die Sie zu Ihrem Auto eventuell aufgebaut haben. Und das tägliche Leben ist heute stark auf das Auto ausgerichtet, und vielfach wird die Nutzung des Pkws als selbstverständlich vorausgesetzt. Fällt jemand aus diesen gesellschaftlichen Normen und Konventionen heraus, ist er oder sie auf ein organisatorisches Geschick sowie Selbstbewusstsein angewiesen. Autofreies Leben löst häufig Ver-, aber auch sehr viel Bewunderung aus, und führt nicht in die soziale Isolation.
Ein autofreies Leben hat andere Rahmenbedingungen als ein Leben mit Auto. Bei der Wohnstandortwahl legt man mehr Wert auf die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und die Erreichbarkeit wichtiger Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen zu Fuß oder gut mit dem Fahrrad. Wer so wohnt, dass Kitas, Schulen, Arbeitsplätze, Einkaufsläden und Freizeitziele nahräumlich oder mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sind, kann sich an ein autofreies Leben schnell gewöhnen. Wenn Sie die Entfernungen zu diesen Einrichtungen in Ihrer Planung berücksichtigen, wird es in Zukunft leichter für Sie sein, das autofreie Leben zu genießen. Auch die Freizeitgestaltung verläuft ein bisschen anders: Die Autofreien berücksichtigen grundsätzlich die Erreichbarkeit ihrer Ziele, während Autofahrende sich in Gedanken bedenkenlos über riesige Entfernungen hinwegsetzen. Sie fahren dann eventuell zu einem Landgasthof in einem 30 Kilometer entfernten Dorf zum Abendessen, obwohl die Gaststätte um die Ecke vielleicht genauso gut ist. Ohne Auto wird die Welt für Sie schöner und spannender, denn es gibt viel Neues zu entdecken. Wenn nicht alle Ziele beliebig gleich gut erreichbar sind, würdigen Sie jedes einzelne umso mehr.
Haben Sie die Motivationsfrage positiv beantwortet, steht nur noch eine wesentliche Frage im Raum: Ist Ihr Alltag autofrei beherrschbar bzw. kann er entsprechend umgestaltet werden?
Den Einstieg in die Autofreiheit schrittweise durchführen: Sie benutzen das Auto immer weniger, die Alternativen stattdessen häufiger. Bald steht das Auto nutzlos herum und die anfallenden Gebühren, Versicherungen, Steuern etc. sind nicht mehr gerechtfertigt. Sie können auch während einer Schnupperphase nur die Wochenenden autofrei verbringen oder für eine begrenzte Zeit „autofasten“.
Bevor Sie anfangen, informieren Sie sich, wie Sie mit den Alternativen zum Auto am besten zurecht kommen.
Nach guter Vorbereitung sind die nächsten Schritte problemlos und schnell durchgeführt:
Danach ist Durchhalten angesagt. Wichtig sind positive autofreie Erlebnisse. Diese können Sie durch gezielte Freizeitaktivitäten herbeiführen, z.B. die nähere Umgebung entdecken.
Moralische Unterstützung bietet auch der Kontakt zu Gleichgesinnten z.B. bei autofrei leben! e.V.
"Seit 1995 wurde in Europa das Autobahnnetz von 47.500 auf 62.000 Kilometer verlängert, das Schienennetz von 218.000 auf 195.000 Kilometer abgebaut sowie die Zahl der Pkws von 178 Millionen auf 225 Millionen gesteigert. Und 600.000 Menschen wurden im Straßenverkehr getötet."
--- Winfried Wolf in: „Verkehr. Umwelt. Klima”, 2007